Was ist Narzissmus?
Der Begriff “Narzissmus” ist weder ein Modebegriff, noch ein Synonym für Selbstliebe, und vor allem keine Diagnose. “Narzissmus” ist ein beschreibendes Wort, das diverse Verhaltensweisen zusammenfasst, die allesamt negative Auswirkungen auf das Umfeld der narzisstisch handelnden Person haben – ungeachtet dessen, ob die Person eine diagnostizierte Persönlichkeitsstörung hat oder nicht.
Narzisstische Menschen handeln ausbeuterisch und empathielos, legen dabei eine Doppelmoral sowie nicht selten auch Skrupellosigkeit an den Tag. Die Gewalt, die Narzisst:innen ausüben, kann dabei auf verschiedenen Ebenen stattfinden: psychisch, körperlich, sexuell, verbal oder in Form von finanziellem Missbrauch.
Nach außen hin wirken sie häufig charmant, unschuldig und liebevoll. Dies führt meist dazu, dass Täter:innen nicht zur Rechenschaft gezogen werden, und es stattdessen die Betroffenen sind, die auch im eigenen Umfeld auf Unglaube und Misstrauen treffen.
Zudem basiert jede Form der Gewalt und Diskriminierung auf kollektivem, historisch und gesellschaftlich tief verankertem Narzissmus.
Was ist narzisstischer Missbrauch?
Ob in einer Partnerschaft, Freundschaft oder im neuen Job: am Anfang einer jeden Beziehung mit einem narzisstischen Menschen steht die geradezu perfekte Phase des sog. Lovebombings. Zwischen Täter:in und Opfer scheint eine tiefe, emotionale Bindung zu entstehen (grooming). (Vermeintliche) Gemeinsamkeiten werden in den Fokus gerückt (mirroring) und Zukunftspläne geschmiedet (future faking). Tatsächlich hat diese Phase für narzisstische Täter:innen keinerlei emotionale Bedeutung. Sie dient einzig dazu, ein Abhängigkeitsverhältnis zu schaffen (trauma bonding) sowie Aufmerksamkeit und Bestätigung zu generieren (narcissistic supply).
Auf dieses emotionale Hoch folgt eine permanente (mehr oder weniger subtile) Herabwürdigung und Verunsicherung des Opfers (discard phase). Das tiefe Vertrauensverhältnis wird aus dem Nichts zu emotionaler Kälte und Distanziertheit (silent treatment). Abwertung, die zunächst ein vermeintlich harmloser Scherz ist, schlägt um in degradierende Kommentare. Auch das bewusste Erzeugen von Eifersucht spielt in dieser Phase vermehrt eine Rolle (triangulation).
Zwischenmenschliche Beziehungen mit Narzisst:innen fühlen sich an wie ein ständiger Wechsel aus Ebbe und Flut – in immer kürzer werdenden Abständen und mit rapide wachsender Intensität. Genau diese Art der Manipulation verstärkt die emotionale Abhängigkeit der betroffenen Person.
Narzisstische Elternteile, Partner:innen, Freund:innen sowie Kolleg:innen setzen Lügen, Intrigen, Willkür und Manipulation bewusst ein. Diese Menschen wissen was sie tun. Sie wissen, wen sie auf welche Art verletzen, manipulieren, kontrollieren können – und wen eben nicht.
Was ist psychische Gewalt?
Psychische Gewalt bildet die Grundlage für narzisstischen Missbrauch (narcissistic abuse). Sie kann sich dabei auf sehr offensichtliche, aber auch auf eine subtile Art und Weise zeigen:
Lügen & Halbwahrheiten, Ghosting, Isolation, Bedrohung, Nötigung, Beschimpfungen, Manipulation & Gaslighting, Kontrolle & Machtmissbrauch, Stalking, Schuldumkehr, emotionale Vernachlässigung, oder das bewusste Schüren von Angst.
Das Ziel der Täter:innen ist dabei die systematische Abwertung des Opfers, um Kontrolle und Macht auszuüben. Faktoren, die diese Art der Gewalt begünstigen sind u.a. eine schon bestehende finanzielle oder emotionale Abhängigkeit oder gesellschaftliche Machtgefälle.
Kommt dir all das bekannt vor?
Wenn du die Texte gelesen hast, und vermutest, in einer narzisstischen Beziehung zu sein, aber dennoch mit dir haderst, ob du es als solche benennen darfst, könnten dir auch folgende Fragen helfen, Klarheit zu erlangen:
Ist das Verhalten der Person konstant widersprüchlich und unvorhersehbar?
Weißt du nie so richtig woran du bist?
Werden dir oft Dinge versprochen und dann nicht eingehalten?
Werden dir deine Gefühle abgesprochen, z. B. berechtigte Trauer oder Wut, nachdem du ungerecht behandelt wurdest?
Reagiert die Person missgünstig, wenn es anderen Menschen gut geht oder sie Erfolge feiern?
Widersprechen sich Taten und Worte der Person?
Wird in Konfliktsituationen kontinuierlich Schuldumkehr betrieben oder der Fokus auf Belanglosigkeiten gelegt, statt nach einer Konfliktlösung zu streben?
Folgt auf einen Konflikt eine lange Phase des Schweigens, die mitunter deine Ängste und Unsicherheiten verstärkt?
Wird dein soziales Umfeld, Freunde, Familie schlecht geredet?
Verhalten sich gemeinsame Kontakte dir gegenüber plötzlich ganz anders als früher?
Hast du das Gefühl, Chats oder Gespräche dokumentieren zu müssen, weil du denkst, dass dir sonst keiner glaubt?
Wirst du klein gehalten, beispielsweise indem dir Dinge nicht zugetraut oder schlecht geredet, oder wichtige Informationen vorenthalten werden?
Wenn du mehrere dieser Fragen, mit JA beantworten kannst, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass du dich in einer narzisstischen Beziehung befindest.
Benötigst du akut Hilfe und Beratung? Möchtest du mehr über Narzissmus lernen, um in Zukunft schneller Manipulationstaktiken und psychische Gewalt zu erkennen?
Dann lass uns gemeinsam Dinge verändern!
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